Beschwerlicher ist er geworden, der Weg an der Kreideküste. Seit der Abstieg am Königsstuhl gesperrt ist, muss man den Weg von Lohme nehmen, um zum Strand unterhalb des Königsstuhls zu gelangen. Von den Mitarbeitern des Nationalparks hört man, dass bedingt durch die Ruhe unterhalb dieses Abschnittes der Kreideküste, die Sichtungen der Kegelrobbe zugenommen haben. In Zeiten von immer mehr ausufernden Bauaktiväten an der Ostsee und einem immer stärker wachsenden Angeltourismus, gibt es kaum noch Abschnitte, in denen die Kegelrobben in Ruhe ungestört leben können. Liest man hingegen in alten Reiseführern, so stolpert man öfter über Küstenabschnitte und Beobachtungen von Kegelrobben. Um so trauriger macht es dann doch, wenn Bürgerinitiativen, die sich eigentlich auch das Thema Umweltschutz auf die Fahnen geschrieben haben, sich für einen Neubau der Treppe am Königsstuhl stark machen. Zeigt es doch wiederum einmal mehr, was der Mensch unter Umweltschutz versteht. Viel zu oft ist es für ihn nämlich nur Mittel zum Zweck – ein Umweltschutz, der nur für den Menschen gilt und gar nicht so sehr für andere Lebewesen und Pflanzen. Bevor mir jedoch an dem Tag meine Gedanken zu trübe werden, treffe ich am Kieler Bach noch einen alten Jäger, dessen Revier seit vielen Jahren die Stubnitz ist. Mittlerweile hat er das Gewehr gegen die Kamera eingetauscht und freut sich, dass er mir ein paar Fotos zeigen und alte Geschichten erzählen kann. Über solche Begegnungen freue ich mich sehr. Etwas später, als ich schon wieder auf dem Hochuferweg unterwegs bin, sehe ich in der Ferne die Schwedenfähre Richtung Sassnitz fahren. Durch mein Teleobjektiv sehe ich zwei kleine Punkte auf dem Oberdeck. Ich dachte: „na, wenn das mal nicht O. und A. auf dem Rückweg von Schweden sind.“ Als O. am Abend wieder heil in Moskau gelandet ist, zeigt sie mir ein, zwei Fotos der Kreideküste, die sie am Morgen von der Fähre aus geschossen hat. Sie waren es also. Schon verrückt. Da lernt man vor ein paar Jahren einen der liebsten Menschen der Welt über das Internet kennen, verkuppelt sie mit A. und dann beobachtet man sie zufällig durch das Teleobjektiv beim Wandern. Eine verrückte, schöne Welt ist das doch trotz allem.
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