Alleinsein anstatt Einsamkeit. Leer sind die Strände. Maximal ein Brandungsangler hält irgendwo in der Ferne seine Angel in den Wind. Leer auch der Horizont. Nur ein, zwei Containerfrachter ziehen an diesen Abenden Richtung Kadetrinne. Die Sonne wärmt. 12 bis 14 Grad erreicht sie dieser Tage schon. Der Himmel ist frei von Kondensstreifen. Pures, tiefes Blau über mir. Unberührter Sand unter mir. Es ist noch Zeit bis die Sonne tiefer steht. Ich hole ein Buch aus dem Rucksack: Harry Martinson „Reisen ohne Ziel“, erschienen im wundervollen Guggolz Verlag. Der Schwede Martinson ist nach dem ersten Weltkrieg selber viele Jahre zur See gefahren und hat dabei Reiseessays über die Seefahrt geschrieben, wie man sie so schön selten findet. Ein wenig Sehnsucht zieht auf, Sehnsucht nach dem Horizont, dem Stampfen der Maschinen. Ach wie gerne wäre man jetzt selber auf einem Schiff. Just in dem Moment, zieht die Arkona am Horizont entlang und fährt Richtung Sonnenuntergang. Die Arkona und ihre unverwechselbare Silhouette. Wieviele Sonnenuntergänge mag ihre Besatzung schon gesehen haben? Ob es für ein Menschenleben reicht? Die Sonne verabschiedet sich. Kühle, klare Luft aus Skandinavien legt sich über den Strand und die Insel. Glück und Dankbarkeit hier zu leben.
Ein beginnender Tag ist göttlich, ein Sonnenuntergang menschlich.
Matthias Wegehaupt
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