Mecklenburg-Vorpommern / Unterwegs

Verena Kessler liest aus „Die Gespenster von Demmin“

Verena Kessler liest aus Die Gespenster von Demmin

Ein verregneter Donnerstag in Demmin kurz vor dem nächsten Lockdown. Der Voelschow Berg ist in Kerzenlicht gehüllt, die Holzöfen im großen Saal sind gut eingeheizt und auch der NDR hat bereits seine Technik aufgebaut. Warum das alles? Verena Kessler ist zu Gast. Eine junge Frau, gebürtige Hamburgerin, Anfang dreißig. Im Sommer erschien ihr Debüt Roman „Die Gespenster von Demmin“. „Schon wieder Demmin?“, mag da einer denken.

Was ist die letzten Jahre nicht schon alles über Demmin erzählt und gezeigt worden. Florian Hubers „Kind, versprich mir, dass du dich erschießt: Der Untergang der kleinen Leute 1945“, ein Sachbuch, bei dem es einem mehr als einmal die Kehle zuschnürt. „Über Leben in Demmin“ ein filmisches Porträt über Demmin von Martin Farkas. Literatur von Heimatforschern, Dutzende Artikel im Nordkurier. Jetzt also noch ein Roman. Da mag manch einer erstmal die Arme verschränken und skeptisch gucken. Die Skepsis nimmt einen Frau Kessler aber gleich zu Beginn mit ihrem symphatischen Lächeln und der Anekdote wieso, weshalb, warum überhaupt schon wieder Demmin. Sie sei eher zufällig auf Demmin gestoßen, nach einem Urlaub auf Usedom, beim Besuch des Onkels ihres damaligen Freundes.

Die Sezession der Krim bestimmte die Nachrichten und man sprach wieder über Russland und die Sowjetunion. Und so erfuhr Frau Kessler in Demmin auch von den Ereignissen 1945. Eine Geschichte, die sie, wie so viele andere auch, nicht losgelassen hat. Jahre später fand Demmin den Weg in ihren ersten Roman. Der Friedhof, der Schwanenteich, die Geschichte sind Teil von ihm. Und wenn man Frau Kessler beim Lesen zuhört, versteht man auch, warum Thea Dorn bei der Lektüre des Buches sehr oft schmunzeln musste. Es ist ein anderer Zugang. Keiner, der die Geschichte erhöht oder degradiert, sondern der mit Leichtigkeit von den Lebenden und den Toten erzählt. Und natürlich gab es auch die Frage, warum Demmin im Titel erwähnt wird und auch die Antwort darauf nimmt man Frau Kessler ab. Wozu etwas umschreiben, wenn es offensichtlich ist. Dass es ihr dabei nicht um Effekthascherei ging, glaubt man sofort. Ein gelungener und schöner Abend unter den Sternen an der Peene. Wer jetzt neugierig geworden ist,schaut bitte bei seinem örtlichen(!) Buchhändler vorbei. Den Bericht des NDR über die Lesung findet man unter folgendem Link: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/nordmagazin/Debuetroman-erzaehlt-von-einem-Massenselbstmord-in-Demmin,nordmagazin79076.html

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