Der Herbst ist da. Erst schien es als wolle sich der Sommer mit aller Kraft gegen sein Ende wehren, in dem er seinen Bruder, den Herbst, die Tür zu hält, aber dann ging es rasch. Nebel, Sturmhochwasser, ein buntes Blätterdach im Nationalpark Jasmund und geschwind waren die Birken kahl und die Buchen nackt.
Auf dem Mönchgut weht an diesem Tag ein hartnäckiger Wind. Nicht grob und wild, sondern gewitzt und er kriecht in jede Ritze und jeden Spalt. Den Pommernschafen (korrekt: Rauhwolliges Pommersches Landschaf) der Brüder Westphal, die in Groß Zicker am Deich stehen, macht dieser Wind nichts aus. Die Wolle ist mittlerweile dick genug und so stehen sie seelenruhig auf ihrer Wiese, eingerahmt von der Kirche, den Hügeln und Birken und der See. Auf dem Steg am Hafen genießen zwei Jungs ihre Zeit zwischen Schule und täglichen Aufgaben. Ein zwei wenige Urlauberpaare genießen ihren Spaziergang und das warme Herbstlicht. Auf dem Friedhof, oben auf dem Hügel, werden die Gräber für den Winter vorbereitet. Hier liegen auch die Berliner Männer, welche sich anscheinend vor langer Zeit in diese freie Landschaft verliebt haben.
Bevor der Tag sich dann aber endgültig verabschiedet, steht man wie so oft staunend auf den Hügeln des Mönchgut, schaut hinüber ins golden angestrahlte Thiessow und schweift mit dem Blick hinüber über den Greifswalder Bodden. Von Lubmin bis Greifswald ein endloses Leuchten auf dem Wasser. Auf dem Pommernhof Westphal laufen die Vorbereitungen für den Winter. Eine Fuhre Futterrüben ist frisch eingetroffen. Doch bei aller Arbeit bleibt auch Zeit für Gespräche und Austausch. Wie schrieb mir eine gute Freundin aus Moskau dieser Tage: „Frieden, Natur und ehrliche Arbeit – was kann es schöneres geben?“. Hier auf dem Mönchgut kann man alles drei noch finden. Möge es noch lange so bleiben.
Keine Kommentare