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Das Amtsrockfestival 2023 in Goldberg

Jede Stadt braucht eine Seele. In Goldberg wohnt diese Seele im Amtshaus, einem aus dem 18. Jahrhundert stammenden Gebäude, das unter Denkmalschutz steht und auf den Grundmauern der ehemaligen Burg von 1316 der Fürsten von Werle gegründet wurde. Viel Geschichte also, die sich auf diesem Boden über die Jahrhunderte manifestiert hat und die bei jedem Besuch aufs Neue spürbar wird. Architektur und Gebäude haben einen großen Einfluss auf die Menschen und prägen diese auch. Etwas, was in der heutigen Zeit viel zu oft vergessen wird bzw. mutwillig missachtet wird.

20 Jahre gibt es das Amtsrockfestival in Goldberg nun schon. Es findet immer im riesigen Garten des Amtshauses statt. Irgendwann wurde dafür sogar eine Holzbühne in den Garten gezimmert. Im Amtshaus selber manifestiert sich die Geschichte des Ortes. Spuren aus der DDR sind sichtbar, als z.B. ein Kindergarten hier untergebracht war und die Schulversorgung. In den neunziger Jahren wurden die oberen Räume als Büros genutzt und heute teilen sich der Bürgermeister und die immer noch reichlich vorhandenen Goldberger Musiker das Haus. Eine Konstellation, die es so wahrscheinlich kein zweites Mal in der Republik gibt. Während das Fundament des Amtshauses auf noch viel älteren Geschichten ruht, so ist auch die Goldberger Altstadt ein Ort, wo das Geheimnis hinter jedem Baum, jeder Hecke und jeder Mauer immer noch verborgen scheint. Wenn man hier die Augen schließt, sieht man sie noch: die Handwerker, Händler, Lehrer, Bauersfrauen, Gerber, Fischer und wer sich hier noch alles tummelte, in diesen Gassen zwischen Fachwerk und Ziegelstein. Hier lernen Gedanken und Träume das Laufen. Und vielleicht ist dies alles auch die Erklärung dafür, warum aus Goldberg so viele Bands kamen und kommen wie aus keiner anderen Ackerstadt des Nordens.

Was bleibt zum Amtsrock zu sagen? Eröffnet wurde es vom Goldberger Pastor Christian Hasenpusch. Ein Mann und ein Name, wie aus einem Roman von Ehm Welk. Dieses Land braucht definitiv mehr Pastoren wie ihn. Die erste Band des Wochenendes war die örtliche Schülerband. 8 Mädchen, 1 Junge und das alles ohne Quote. Generell bleibt zur Bandauswahl zu sagen, dass eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei war. Shantys, Oi, Ska, Punk und Rock. Die Preise für Essen und Getränke waren mehr als fair und die Qualität stimmte. Der Ton war einwandfrei. Das gesamte Team vom Amtsrock hatte trotz all des Stresses immer ein Lächeln auf den Lippen und ein neuer Besucherrekord wurde auch aufgestellt. Selbst das NDR-Radio hat mit einem Übertragungswagen vorbeigeschaut. Was soll man da noch sagen? Schöner kann so ein kleines Fest auf dem Land eigentlich kaum noch werden.

Zu schön, um wahr zu sein? So heißt es in einer alten Redewendung. Wer weiß!? Vielleicht existieren dieser Ort am See, dieses kleine Festival, das Amtshaus und die alte Burg ja auch nur tatsächlich im Kopf von meinem guten Freund Peter.

„Es ist das Gefühl, dem Geist einer Zeit sehr nahe zu sein, deren Wirklichkeit uns jedoch für immer entschwunden ist. In jeder geprägten Form liegt etwas verschlossenes, das mehr ist als Form; eine Zeit hat ihr Siegel hinterlassen, das wieder aufglüht, wenn es vom tieferen Blicke getroffen wird. Dann ist uns zuweilen, als ob wir die Hand nach einem wunderbaren Traumbild ausstreckten, das in dem selben Augenblick erlischt, in dem wir es zu berühren wähnen.“

Das Abenteuerliche Herz (erste Fassung) -Ernst Jünger

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