Entwurf

Die Rückkehr der Königslinie – Mit der Skane Jet von Sassnitz nach Ystad

Dies Städtchen kam mir jetzt nicht so ver­wünscht vor, als im vorigen Herbste, da ich an einem trüben und regnigten Novembertage lan­dete. Es ist freilich hart am kahlen Strande erbaut, hat aber manche recht hübsche, größtentheils aus Fachwerk gemauerte und mit Ziegeln gedeckte Häuser, einen guten Markt und breite und grade Gassen.
Wie doch des Men­schen Augen durch sein Gemüth gleich so ganz anders werden!

Ernst Moritz Arndt über Ystad in seinem Buch: „Reise durch Schweden im Jahre 1804“

2019 feierte die altehrwürdige Königslinie ihren 110. Geburtstag. 110 Jahre Linienverkehr zwischen Sassnitz und Trelleborg. 110 Jahre, eine stolze Zahl wenn man bedenkt, dass in diese Jahre auch zwei Weltkriege und allerhand politischer Umwälzungen fallen. Aber 2019 sah es auch schon nicht mehr so gut aus. Die MS Sassnitz fuhr teilweise sogar nur noch alle paar Tage. Die Deutsche Bahn hatte den Eisenbahnverkehr via Fähre auch schon seit Jahren komplett von Mukran nach Rostock verlegt und in Trelleborg wanderten die Strassenschilder mit dem Namen Sassnitz langsam in die hinterste Ecke des Hafens. Es konnte einem also schon etwas Angst und Bange werden um die Linie, obwohl sich die Vertreter der zuständigen Reederei immer optimistisch gaben. Im April 2019 zog es mich dann eher ungeplant nach Ystad, aber es lag auf dem Weg nach Trelleborg und einige Rüganer schwärmten immer wieder von der schönen Altstadt. Nach einem kurzen Rundgang durch den Hafen und die Innenstadt musste ich ihnen Recht geben und als ich dann einige Stunden später auf der MS Sassnitz Richtung Rügen fuhr und die Sonne langsam im Meer versank, beschloss ich, beim nächsten Schweden Urlaub mehr Zeit für Ystad einzuplanen. Doch dazu sollte es nicht so schnell kommen. Covid 19 tauchte auf, Grenzen wurden geschlossen und die Königslinie eingestellt. Als die MS Sassnitz Ende April 2020 zum letzten Mal den Fährhafen Mukran verließ, standen nicht wenige Sassnitzer und Rüganer im Hafen oder an der Sassnitzer Promenade und winkten ihr zum Abschied. Auch die eine oder andere Träne konnte man unter den Anwesenden ausmachen.

Es sollte jedoch nicht lange dauern bis Gerüchte über eine neue Königslinie von Rügen nach Schweden aufkamen. Man munkelte von einem Katamaran und dem Flensburger Familienunternehmen FRS als neuem Betreiber einer Verbindung nach Ystad. Wenige Wochen später bestätigten sich die Gerüchte, im Fährhafen Mukran liefen die Vorbereitungen, das Land Mecklenburg Vorpommern beteiligte sich mit 800.000 Euro zum Start und die Jungfernfahrt wurde für den 17.09.2020 angekündigt.

Mitte September, der Tag der Jungfernfahrt war gekommen, die aufgehende Sonne stand tief über dem Fährhafen, die Luft war noch klar und kühl. Politprominenz war erschienen, die schreibende Presse und der NDR. Es gab kurze Reden, Geschenke, Interviews und viele neugierige Gesichter. Wie würde sich die Fahrt mit dem Skane Jet anfühlen, im Vergleich zur ehemaligen Eisenbahnfähre? Die Antwort gab es kurz nach dem Passieren des Molenleuchtfeuers und dem Erreichen der offenen See. Man spürte den Seegang an diesem Tag. Ein schönes Gefühl.

2 Stunden später war die Hafeneinfahrt von Ystad erreicht. Ein Lotsenboot wartete bereits auf den neuen Gast und die großen massiven Getreidespeicher reckten ihre Hälse in den blauen, sonnigen Himmel. Es versprach ein schöner Tag in Schweden zu werden.


Jungfernfahrt Sassnitz -Ystad


Ystadt – Stadtrundgang

Wenn man einen Ort zum ersten Mal bereist, ist es oft schöner, noch nicht viel über ihn zu wissen, sich treiben zu lassen und der eigenen Neugier und Intuition zu folgen. Über Ystad wusste ich bis dato nichts, außer dass es eine schöne Altstadt besitzt und die Wallander Filme hier gedreht wurden. So wanderte ich also ohne konkreten Plan durch die alten Gassen, staunte und bewunderte. Während Rügen zum gleichen Zeitpunkt noch überfüllt war mit Touristen, war es in Ystad erstaunlich ruhig. Und so nutzte ich immer mal wieder eine Bank zum verweilen, zum beobachten und lesen und freute mich einfach nur über diesen wundervollen Tag.


Ystad – Sassnitz

Die Überfahrt zurück am Abend gestaltete sich ruhig. Es waren relativ wenige Passagiere an Bord. Die meisten waren Teilnehmer der morgendlichen Jungfernfahrt. Die Sonne stand tief und schien auf beide Decks der Skane Jet. Zeit für einen kleinen Rundgang über das Schiff, die kleine Freude über die Verwendung der eigenen Fotos an mehreren Stellen auf dem Schiff, das Nachdenken über Reisen in Covid-19 Zeiten und die ruhige und erholsame Stimmung in Ystad.

Als die Skane Jet nach knapp 2 Stunden wieder Mukran erreichte, war es bereits dunkel geworden. Nur die Lichter, der an Nordstream 2 beteiligten Fahrzeuge, erleuchteten die Nacht. Möge die neue Linie Erfolg haben, dies war der Wunsch, als man wieder den festen Boden der Heimat betrat.

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