Ein Mittwoch im Dezember auf der Insel Rügen, Kälte und Nieselregen dringen durch jede Ritze. Als ich Friedemann abhole, merke ich schon, dass seine Stimmung heute nicht die beste ist und sich auch nicht groß heben wird. Dafür kenne ich ihn schon zu lange. Die Kinder haben aus der Schule eine Erkältung mit nach Hause gebracht und Friedemann angesteckt und so klagt er an diesem Tag schon über ein Kratzen im Hals, ziemlich ungünstig für einen Sänger und eine Erklärung für seine Stimmung. Nachdem wir noch Robert und eine Freundin in Rostock eingesammelt haben, geht es über die A20 Richtung Hamburg. Zwischen Wind und Regen erstrahlt der Horizont noch für wenige Minuten goldgelb bevor sich alles in Dunkelheit hüllt und erst durch die Lichter der großen Hansestadt an der Elbe wachen so langsam wieder alle auf im Bus. Eingeklemmt zwischen großer, lebloser, modernistischer Architektur befinden sich die Reste des Hamburger Gängeviertels. Hier hält die Fabrik ( nicht zu verwechseln mit der Fabrik in Altona ) die Fahne hoch. Genau gegenüber befindet sich die Deutschlandzentrale von Facebook und helles Neonlicht gibt den Blick frei auf Großraumbüros. Ich bin froh darüber nicht in einem dieser Büros arbeiten zu müssen und mit dem was ich liebe meinen Unterhalt bestreiten zu dürfen. Die Crew der Fabrik ist sehr nett, das Essen schmeckt und trotzdem ist heute irgendwie der Wurm drin. Es sind relativ wenig Gäste da, die Stimmung ist eher mau. Liegt es an der Weihnachtszeit? An der Location? Am Mittwoch? An den 4 Jungs? Der Abend endet mit einer letzten Ansage und ohne Zugabe. Ich mag darüber hier nicht urteilen, sondern verweise stattdessen auf das folgende Zitat von Friedemann:
Nach nem harten Jahr, vielen Konzerten und Ereignissen ist die Luft bei mir einfach raus. Deshalb sagen wir alle Konzerte 2018 ab und ziehen uns erstmal zurück.
Der Abgang von Pilse, die Neuordnung der Band mit Robert, der Zustand der sogennannten UndergroundSzene , ihr gnadenloser Ausverkauf, das konstante Dagegenhalten und Hinterfragen, die Selbstzweifel und das kritische Beäugen des eigenen Stiles haben mich und uns viel mehr Kraft gekostet, als ich/wir wahrhaben wollten und wollen.
Ergebnis ist Krankheit und Wut, die zu einer Art Lähmung führt und nicht nach vorne schauen lässt.
Wir gehen erstmal in den Proberaum, machen Musik, erfreuen uns daran, schauen was es wird und planen Nichts.
Vielleicht ergeben sich einzelne Sachen im Frühjahr / Sommer oder später, wir werden sehen ob wir klar kommen und Sinn finden.So ist es
Friedemann/COR
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